Gedanken im Garten
Dort wo eine große Pflanzenvielfalt vorhanden ist, ist auch eine große Tiervielfalt zu finden. Das lässt sich auch auf den Boden (im Garten) übertragen. Sind im Boden viele Mikroorganismen enthalten, dann sind der Pflanzenreichtum und das Wachstum groß. Auch sind im Boden viele Kleinstlebewesen zu finden, die in einem lebendigen Gleichgewicht stehen. Aber wenn dieses Gleichgewicht gestört ist / wird, dann nimmt die Vielfalt ab.
In meinem Garten benutze ich keine chemischen Dünger und setze auch keine Herbizide oder Insektizide ein. Im Laufe der Zeit (ich habe den Garten jetzt seit über 20 Jahren) hat sich der ehemals sehr sandige und karge Boden in einen nährstoffreichen Mutterboden verwandelt, in dem viele Pflanzen gedeihen. Es wachsen aber auch viele Unkräuter, die ich zum Teil herausreiße oder mit dem Spaten unterarbeite, um Platz für meine Samen und Pflanzen zu bekommen.
Die Wurzeln dieser unerwünschten Kräuter wachsen in die Tiefe und Breite, aber ich kann diese Pflanzen meist leicht herausziehen. Das zeigt mir, dass der Boden weich und locker ist. Ich denke, dass bei meinem Gartenboden eine gute Durchlüftung* vorhanden ist. Diese wirkt sich wiederum positiv auf die Bodenaktivität aus. Das heißt also, wenn der Boden hart und fest ist, ist es notwendig ihn zu lockern und zu belüften.
Für mich liegt es nahe, einen Vergleich zum menschlichen Körper zu ziehen. Wenn der Körper hart und steif ist, dann ist auch der Gasaustausch erschwert (keine gute Durchlüftung vorhanden), also der Sauerstoffgehalt gering. Ebenso sind bei einem harten Körper die Durchblutung und auch der Ki-Energie-Fluss gehemmt.
In dem lockeren, weichen Boden gedeihen die Samen und Pflanzen, die ich dort hineinsetze gut. Falls ich aber chemischen Dünger oder Unkrautvernichter einsetzen würde, würde ich das Gleichgewicht stören, mit verschiedenen negativen Folgen. Zum Beispiel könnten die Mikroben absterben und damit der Boden verarmen. Ich möchte aber, dass mein Garten eine natürliche Vielfalt aufweist.
Die gleichen Gedankengänge sind für mich auch beim Taido gültig. Für mich ist es elementar, meinen Angreifer / Partner nicht mit Gewalt und Kraft (Unkrautvernichter) zu etwas zu zwingen oder gar ihn zu verletzen. Dann sind Techniken nicht mehr natürlich und im Gleichgewicht. Für mich ist eine Technik „lebendig und natürlich“, wenn ich Ukashi und Kuzushi einsetzte, so dass ich dem Partner keine Schmerzen zufüge bzw. die Technik nicht mit Gewalt durchsetze. Ich möchte den Partner in eine positive Richtung führen – mit spiraligen, achtförmigen Bewegungsformen, die ich auch in der Natur finde.
Das Gemüse, das ich aus meinem Garten ernte und esse ist ein besonderer Genuss und vermittelt mir ein gutes Gefühl. So ein Gefühl möchte ich auch meinem Angreifer / Partner zukommen lassen.
Mai 2020, Kenji Hayashi
* https://hypersoil.uni-muenster.de/0/03/05.htm: Zwischen Bodenluft und Atmosphäre findet ein permanenter Gasaustausch statt, den man auch als " Bodenatmung" bezeichnet.
Kenjis Garten mit Koi-Teich. Dieses Jahr hat sich unter das Netz über dem Teich eine Ente geschlichen und ein Nest gebaut und brütet jetzt dort. Könnt ihr sie auf den beiden Fotos entdecken?
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