Meguri-te  -  kreisend-bewegende Hand

Einsatz und Bewegung der Hand beim Taido

Wie im vorhergehenden Text (Suriashi) ausführlich beschrieben, ist die richtige Körper- und Fußhaltung die Basis unserer Körperbewegung, das Fundament. Darauf aufbauend möchte ich jetzt die Haltung und Bewegung der Hand beim Taido erläutern.

Ich habe schon öfters über meine Erfahrungen beim Schwertschlagen gegen den Tategi – einen senkrecht stehenden Baumstamm geschrieben. Ich mache das jetzt seit 12 Jahren, fast jeden Tag. Aus den Erfahrungen, die ich dabei gemacht habe, habe ich Meguri-te entwickelt.
Es wird von Samurais berichtet, die jeden Tag morgens und abends 3000 Mal und nachmittags noch 8000 Mal Schlagübungen durchgeführt haben. So viel habe ich nicht geschlagen, aber 2000 – 5000 Mal pro Tag habe ich doch gegen den Tategi geschlagen. Dabei sind die verschiedensten Probleme, Überlegungen und Fragestellungen aufgetaucht mit denen ich mich intensiv auseinandergesetzt habe. Vor ca. drei Jahren hat sich vieles für mich geklärt und ich habe angefangen meine Erkenntnisse an meine Schüler weiterzugeben.

Video: Tategi-uchi  https://youtu.be/hXUfHmTokfE 

Jetzt ist für mich das Schwertschlagen immer mit einer Spirale verbunden: Beim Schwertheben führt die Hand mit dem Schwert eine Spiralbewegung aus, ebenso beim Schlag nach unten. Beim Auftreffen ist die Klinge dann in der senkrechten Position. Das Handgelenk führt die Spiraldrehung aus, es muss dabei ganz locker gehalten werden. Diese Drehung und das feste Umschließen des Schwertgriffs mit dem Kleinen Finger ist ein wichtiger Bestandteil der Bewegung.

 Beim Heben und Senkenden Schwertes in Verbindung mit der Handgelenksdrehung entsteht eine senkrechte „Acht“, eine unendliche Achtbewegung, die Möbiusschleife.

Video:  Meguri-te    https://www.youtube.com/watch?v=ftLSKAcCHJ0

 

Bei dieser Art des Schlagens mit Spiralbewegung findet durch die Drehung ein ständiger Wechsel von Anspannung und Entspannung der Armmuskeln statt. Dadurch werden die Durchblutung und die Funktion der Nerven- und Muskelstränge usw. angeregt. Und demzufolge sind die sich ständig wiederholenden Bewegungsabläufe beim Schlagen nicht so ermüdend.

Dieses Prinzip habe ich natürlich auch auf die Bewegungen und Techniken ohne Schwert, also auf Techniken mit bloßer Hand, übertragen. Infolgedessen haben sich meine Bewegungsabläufe beim Taido verändert. Dadurch hat sich Ukashi / Kuzushi, den Partner zum Schweben und aus dem Gleichgewicht zu bringen, weiter entwickelt und ist stärker in den Vordergrund gerückt.
(Kuzushi - aus dem Gleichgewicht bringen)

Auf Grund dieser Erfahrungen habe ich nochmal im „Das Buch der fünf Ringe"  Musashis Beschreibung über das Halten des Schwertes gelesen, da seine Darstellung mit meinen Erfahrungen übereinstimmt.

Musashi schreibt:
Der Daumen und der Zeigfinger umschließen den Schwertgriff gefühlsmäßig nur ganz sanft und leicht. Der Mittelfinger soll dabei nicht locker zufassen, aber auch nicht fest. Die Absicht das Schwert zu umfassen, bzw. mit der Hand zu halten, diese Absicht soll nicht da sein. Man soll das Schwert absichtslos halten und immer so halten als ob man ständig in einem „Zustand des Schneidens“ ist.
Das heißt, die Absicht soll sich nicht auf einen auf einen Punkt fixieren (Zum Beispiel: „Ich umfasse jetzt das Handgelenk und halte fest.“) Alles muss fließend sein. Eine „harte Hand“ ist eine „tote Hand“. Eine weiche Hand ist eine „lebende Hand“.
Das bedeutet, wenn man das Schwert in der Hand hat, es fasst, dann muss sofort ein „Zustand des Schneidens“ entstehen. Die Ellenbogen sollen nicht zu stark durchgedrückt werden, aber auch nicht angewinkelt sein. Bei dieser richtigen Art des Fassens, bei der Kleiner Finger und Daumen den Schwertgriff fassen, sind die obenliegenden Muskeln des Unterarms locker und die untenliegenden Muskeln gespannt. Das Schwert kommt in einen „Zustand des Schneidens“. In diesem Zustand können sich Hand und Schwert schnell und ohne Verzögerung bewegen. Das ist eine „lebende Hand“.
Wenn aber der Zeigefinger (mit Daumen) zu fest hält, dann sind die oberen Muskeln angespannt. Diese Anspannung geht bis in die Schulter hinein. Die Hand ist unbeweglich.

Das ist gleichermaßen auf „Meguri-te“ beim Taido zu beziehen, die Hände sollen sich fließend nach rechts, links, spiralig bewegen ohne zu stoppen. Und es ist genauso auf das „Gehen“ (siehe Text Suriashi) zu beziehen: Beine und Füße sollen immer in einem „Zustand des Gehens“ sein.

Letztlich sollen sich Hand und Fuß harmonisch zusammen bewegen und somit der Körper in einem „Zustand der Bewegung“ sein.

April 2020, Kenji Hayashi
(nach bestem Wissen und Gewissen übersetzt von Ulla Hayashi)

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